Abgründig – Gouritsrivier Brug – Gourits River Bridge
Danisele Schabuto ist Wachmann an der N2 zwischen Albertina und Mosel Bay in Südafrika. Ab und an donnern Autos und LKWs die Landstraße entlang. Aber anhalten will hier keiner mehr.
Einsam steht er auf dem riesigen Parkplatz. Der Pullover seiner Firma ist längst verschlissen, doch das interessiert hier niemand. Seine Chefs sind weit weg, Besucher heutzutage keine bis eher selten. Touristen? Fehlanzeige! Doch das war einmal ganz anders:
Die Brücke, die er heute rund um die Uhr bewachen muss, wurde 1892 errichtet, als eine der ersten Verbindung über den Gouritz River Canyon.
Mindestens 75 Meter tief ist die Schlucht, die das Betonskelett überspannt. Auch als der Verkehr längst auf einer anderen Route rollte, tobte noch das Leben auf dieser Brücke.
Der furchteinfößende Abgrund zog in den achziger Jahren mutige Bungee-Jumper aus aller Welt in seinen Bann. Auf der Brücke wurde eine Basis errichtet, ein großzügiger Parkplatz angelegt und mit Funsport gutes Geld verdient. Die Brücke zum weltbekannten Hot Spot.
1986 wurde das altersschwache Bauwerk für die Öffentlichkeit gesperrt, aus Sicherheitsgründen wie es heißt.
Was jedoch unzählige Menschen nicht davon abhielt, sich weiterhin in die Schlucht zu stürzen – allerdings dann ohne Seil.
Dafür möchte auch in Südafrika niemand verantwortlich sein. Also bewacht Schabuto im Auftrag einer ansässigen Sicherheitsfirma, mitten im Nichts, den Zugang zur Brücke. Kein leichter Job, die Menschen vor dem Todesspruch abzubringen. Drei Stunden Fussmarsch von seiner Familie entfernt, 21 Tage oder 504 Stunden am Stück, dann hat er 2 Tage frei. Diese Zeit nimmt er sich für den Fussmarsch zu seiner Familie, die 5 Stunden entfernt in einem Township lebt. Ein Leben für umgerechnet 120 Euro im Monat.
Ums Leben gekommen ist auf der Gourits River Bridge seitdem niemand mehr?